

O.T., Düsselbach, 1992

Selbstportrait, Düsselbach 1989
Olaf Werner Melchior stellte sich immer vor: „Ich bin ein moderner Maler“. Diese Verbindung zur Moderne begleitete ihn sein ganzes künstlerisches Leben. Die Schwerpunkte seiner Arbeit waren Portraits und Landschaften, letztere vor allem als Plein-Air-Werke.
Sein Stil zeichnet sich durch eine intime Verbindung zur Natur und zur menschlichen Gefühlswelt aus. Farbe und Form verschmelzen in seinen Werken zu kraftvollen, emotionalen Kompositionen mit einem ganz besonderen, rhythmischen Pinselstrich. Melchior arbeitete abseits des großen Kunstbetriebs und mied bewusst das Rampenlicht. Er lebte und arbeitete „im Verborgenen“ und seine innere Kraft, die sich aus der Überzeugung der Schönheit des Lebens im Großen, besonders aber auch im Kleinsten speiste, ließ ihn lebenslang die Kunst als Mittelpunkt seines Handelns sehen. Er lebte und schuf in München, Prien am Chiemsee sowie in Nürnberg und unternahm allein sowie mit einem Freund, dem Fürther Künstler Hermann Wagner (†2020), ausgedehnte Mal- und Arbeitsreisen.
Seit dem Tod von Olaf Werner Melchior im Jahr 2016 widmet sich der Verein HereditArs der Bewahrung und Aufarbeitung seines künstlerischen Nachlasses, um sein Werk und Andenken lebendig und zugänglich zu halten. Der Nachlass umfasst 433 Ölbilder sowie 406 Arbeiten auf Papier, darunter Kohle-, Bleistift- und Öl-Pastellzeichnungen. Diese wurden vom Verein HereditArs e.V. in einem Werksverzeichnis dokumentiert. Die meisten Werke stammen aus den 1980er-Jahren und später; nur wenige frühere Arbeiten sind erhalten.

Olaf Melchior portraitiert seine Stiefmutter, um 1955, aus dem Nachlass Olaf W. Melchiors
1936
Geburt in Nürnberg
bis 1950
Kindheit und Jugend in der Nachkriegszeit, davon 1944 bis 1949 in Bayreuth, da die Familie ihre Wohnung in Nürnberg durch Bombenangriffe verlor.
1952 bis 1955
Ausbildung an der Berufsoberschule Nürnberg in angewandter Grafik, Malerei, Zeichnung und Keramik
1955 bis 1960
Erste Malreisen nach Äthiopien, Sudan, Argentinien und Brasilien, sowie ein längerer Aufenthalt in Paris
ab 1960er
Freischaffender Künstler in München, Nürnberg und Prien am Chiemsee
ab 1970er
Malreisen nach Frankreich, Italien, Portugal, Istrien, Rügen, Böhmen und in den Bayerischen Wald
2016
Verstorben in Nürnberg
2017
Nachlass betreut von HereditArs e.V.

Olaf W. Melchior liegt im historischen Teil des St. Johannis-Friedhofs in Nürnberg (Grab Nr. 269) bestattet, neben Veit Stoß und unweit von Albrecht Dürer.

Sein Grab zeigt ein Epitaph nach einer Zeichnung, die er seiner Lebensgefährtin schenkte.




Erlenbach, 2015
Erlenbach, 2015
Erlenbach, 2015
Erlenbach, 2015
Die Nähe zur Natur, ihr immer währender Wechsel zwischen Entstehen und Vergehen, der Ablauf der Jahreszeiten, die Schönheit im Kleinsten, all das beschäftigte Olaf W. Melchior in seinen letzten Jahren. Inspiriert durch Spaziergänge an der Pegnitz, Aufenthalten in Kainsbach und Goethes „Erlkönig“ widmete er sich in seinen letzten Plein-Air-Werken sowie mehreren Zeichnungen den Erlen am Bachlauf.
Das Licht- und Schattenspiel in der Veränderung zwischen Sommer und Herbst wird besonders durch die die vier Bilder des Kainsbaches in der Hersbrucker Schweiz zu verschiedenen Zeiten deutlich. Diese sind seine letzten Ölbilder, die er in der Natur gemalt hat, bereits von seiner Krankheit geschwächt.
„Die autonome, analoge Rhythmik ist in ihrer augenblicklichen Dynamik, des Impulses der ihr vorbestimmten Inhaltlichkeit verwandt; demgemäß ist aber die Freiheit des augenblicklichen Ausführens gezwungen, immer in Verhältnismäßigkeit zur intensionalen kreativen Willensentscheidung.“
Zitat aus Melchiors Schriften vom 17. August 2004



Der Himmel über Gostenhof
2002 und 2008
Der Himmel über Gostenhof
2002 und 2008
Der Himmel über Gostenhof
2002 und 2008
Die mehrteilige Serie „Der Himmel über Gostenhof“ entstand zwischen 2002 und 2008, steht als Beispiel für eine von mehreren Serien, in denen die Auflösung der figurativen Formen hin zu einer rhythmischen Erfassung der Realität durch Farbe und Ductus der Pinselführung das Ziel war.

Krähenflug zu ihrem Schlafplatz, Herrnhöhe, Prien, 2000

Ohne Titel, Herrnhöhe, Prien, o.J.
Von den 1970er Jahren bis in die 1990er Jahre lebte Olaf W. Melchior immer wieder für längere Zeit in Prien am Chiemsee. Mit seiner Serie „Herrnhöhe“, oder auch „Krähen fliegen zu ihrem Schlafplatz“ widmete er sich dem Zusammenspiel von äußerem Erleben und innerer Wahrnehmung – festgehalten in über 20 Ölgemälden, Zeichnungen und Skizzen. Wie Melchior 1998 schrieb, soll das Wesentliche des Erlebten im „fortlaufenden schöpferisch zeitlichen Arbeitsprozess“ sichtbar werden. Gleichzeitig vollzog sich bei ihm der Wandel von einer malerischen, lichtdurchfluteten Ausdrucksweise mit freien Pinselstrichen und intensiven Farben hin zu einer abstrakten Bildsprache mit geometrischen Formen.

O.T., Garten Bernhartzeder, Prien, 1994

O.T., Garten Berhartzeder, 1994
Ein weiteres zentrales Thema, mit dem sich Melchior hier auseinandersetzte, war die Natur im Garten der Familie Bernhartzeder, bei der er während seiner späten Aufenthalte lebte. Seine Faszination speiste sich aus dem steten Wandel des Lichteinfalls sowie den jahreszeitlichen Veränderungen der Natur.




Auszüge aus der 12-teiligen Rügen-Serie, 2006-2007
Auszüge aus der 12-teiligen Rügen-Serie, 2006-2007
Auszüge aus der 12-teiligen Rügen-Serie, 2006-2007
Auszüge aus der 12-teiligen Rügen-Serie, 2006-2007

O.T., bei Vilmitz, Rügen, 2003

Vorskizze zu den Buchen im Wald, Öl-Pastell

O.T., Rügen, 2003
Die Rügener Schwäne entstanden in Plein-air-Malerei im Naturschutzgebiet Goor mit Blick auf die Insel Vilm.

O.T., Wrechen, Rügen, 2006

Rügen, 2005
Von 2002 bis 2007 verbrachte Melchior jedes Jahr mehrere Wochen auf Rügen. Neben der hier entstandenen zwölfteiligen Rügen-Serie, die sich analog zu den Herrnhöhe-Bildern mit der schrittweisen Auflösung des Gegenständlichen hin zur reinen Rhythmik widmete, schuf er zeitgleich die oben gezeigten Alleenbilder in seiner charakteristischen früheren Erfassung der Natur.

An Waaih´s Gedächtnis, 1993

Mondaufgang, Düsselbach, 1992

In der Ebene des Stadtparks Fürth in Gedenken an Waaih, Fürth, 1992
Seit den 70er-Jahren besaß Olaf W. Melchior eine Wohnung in München, in die er sich immer wieder zurückzog, wenn seine Aufenthalte und persönlichen Lebensumstände ihn dazu drängten. Nach dem Tod seines geliebten Labradors Waaih im Jahr 1991 „flüchtete“ er nach Franken und lebte ein Jahr in Düsselbach an der Pegnitz, wo er in kreativer Isolation seine Trauer verarbeitete. Nach dem Tod seines Vaters 1992 übernahm er dessen Wohnung in Nürnberg als festen Wohnsitz, verbrachte jedoch weiterhin immer wieder längere Zeiträume in Prien.

Am Schliersee, 1988

Der Malerfreund Hermann Wagner, 1988

Portrait, Addis Abeba, um 1955

O.T., (Hummelsteiner Weg im Winter mit zerstörter Bahnhofskuppel), Nürnberg, 1951
Das Porträt des Mädchens in Addis Beba ist das einzige im Nachlass erhaltene Werk aus Olaf W. Melchiors erster großer Malreise, die ihn über Ägypten und den Sudan nach Äthiopien führte. Das kleine Bild vom Hummelsteiner Weg, das die vom Krieg stark beschädigte Kuppel des Nürnberger Hauptbahnhofs sowie die Türme der Lorenzkirche im Hintergrund zeigt, ist sein ältestes erhaltenes Werk. Es wurde mit geringen Mitteln auf Malkarton angefertigt. Melchior schuf es im Alter von 15 Jahren, kurz nach seiner Rückkehr aus Bayreuth.